Unsichtbare Fesseln

Freiheit ist relativ. Selbst wenn man glaubt frei zu sein, ist man es wirklich? 


„Der Mensch ist ein seltsames Wesen, findest du nicht auch?“ Die kleine, weiße Taube schaut ihren gefiederten Freund fragend an.
„Da sagst du was! Er denkt er ist frei, dabei kann er nicht mal ohne Hilfe fliegen und er zahlt für sein Essen, obwohl er es einfach vom Boden picken könnte.“ Die graue Taube fängt an sich zu putzen.
„Wärst du gerne ein Mensch?“, möchte die kleine Taube wissen.
„Ich ein Mensch? Nein danke! Da bräuchte ich ja für alles Hilfe! Die Menschen brauchen ein Gefährt für längere Strecken und sie müssen arbeiten, damit sie Geld zum Leben haben. Als Taube steige ich in die Lüfte wann es mir beliebt, das Essen liegt mir zu Füßen und an jeder Ecke finde ich Obdach. Der Mensch ist doch nur pseudofrei, er ist ein Sklave seiner selbst! Alles muss schöner, größer, besser sein. Nein danke, dieser Stress würde mich krank machen. Als Taube bin ich nur für mich selbst verantwortlich und muss mich keinem System beugen.“
„Du hast vollkommen recht! Sollen wir? Wenn wir vor Zehn im Taubenschlag ankommen, dann sind wir einen neuen Rekord geflogen und bekommen schönere Ringe und besseres Essen!“
Mit schmerzenden Flügeln fliegen die Brieftauben heim.

Kommentare: 1
  • #1

    Anita (Sonntag, 07 April 2019 17:49)

    Sehr gut1
    Manchmal merkt man es gar nicht wie unfrei man selbst ist.Sollte man vielleicht von Zeit zu Zeit mal überprüfen.